Definitionen / Artikel


Im Laufe der Jahre habe ich mir in und um meine Kampfkünste viele Gedanken gemacht. Immer wiederkehrende Begriffe wie "Sensei", Dōjō, Reihō, nur um ein paar zu nennen, werden von verschiedenen Menschen unterschiedlich interpretiert.

Die einen treten in Gänze in die Traditionen der japanischen Ethik ein, die anderen eben nicht. Beides ist weder gut, noch schlecht. Es ist. Wahrlich verwerflich sind nur die, die Begriffe wie "Budō", "Ehre", "Dojokun" etc. ad absurdum führen, indem sie sie missbräuchlich und für die Durchsetzung  ihrer sicherlich nicht ehrenhaften Zwecke nutzen, indem sie ihr Umfeld manipulieren und falsche Vorstellungen säen.

 

Man muss allerdings konstatieren, und das gehört ebenfalls zur Wahrheit, dass der Begriff "Budō" in keinem einzigen Gesetzestext steht. Es ist eine Sammlung normativer Werte, sich gründend auf dem Bushidō - Kodex der Samurai. Abschwächung Nr. 2: Denkt man etwa, alle ehrenwerten Samurai haben sich sklavisch daran gehalten? Aber ja! Und zwar in demselben Maß, wie sich die Christen an die 10 Gebote halten und hielten. Also eher... nicht. Unterm Strich bleiben es Vorschläge. Idealisierte Werte, und wenn man diesen Busghidō - Kodex heutzutage zu 100% leben würde, wäre man alsbald in ernsten Schwierigkeiten. Das gilt heute, das galt damals. Die Samurai kannten ebensoviele Argumente, den Kodex auszuhebeln, wie die Christen die Gebote betreffend.

 

Und doch. Solche Regeln können helfen. Als roter Faden, als Richtschnur, als Guideline. Man kann daarauf gehen, darüber schweben, daran entlanghangeln oder darunter vorbeigehen. Das mag jedem selbst überlassen sein.