BO - Langstock

Bo und Varianten

 

 

Der Begriff Bo (japanisch) ist ein Oberbegriff für alle Stockwaffen. Der Begriff hat sich jedoch mit der Zeit als Bezeichnung für den Rokushakubo etabliert. Der Rokushakubo wird auf Okinawa auch als Kon oder Kun bezeichnet. Die Bezeichnung Rokushakubo bezieht sich auf seine Länge von ca. 1,80 m (Roku = sechs, shaku = jap. Maßeinheit ca. 30 cm). Er weist in der Mitte einen Durchmesser von etwa 3 cm auf, und verläuft zu den Enden hin konisch (oder auch nicht), mit einen äußeren Durchmesser von ca. 2,5 cm. Letztendlich wird die Länge des Bo durch die Körpergröße bestimmt. Er sollte deshalb immer etwas länger als die Körpergröße sein, um optimalen Schutz zu gewährleisten. Durch die konische Form soll verhindert werden, das ein starkes Greifen des Bo verhindert wird bzw. nicht möglich ist. Damit der Gegner am Bo keinen Halt fand wurden die Enden oft auch mit Öl getränkt. Außerdem verringert sich dadurch seine Bruchgefahr. Der japanische Bo jedoch ist in seiner ganzen Länge gerade, auch wenn das auf dem Bild nicht so wirkt; das ist der Perspektive geschuldet. Varianten:

- Zylindrischer Bo = Maru bo

- Quadratischer Bo = Kaku bo

- Sechskantiger Bo = Rokukaku bo

- Achtkantiger Bo = Hakukaku bo

- Take bo (Bambus)

- Tetsu bo (Eisen)

Vor dem 1600 Jahrhundert wurden alle hölzernen Waffen aus weißer chinesischer Eiche oder rotem Ahorn hergestellt, nach der Satsuma-Invasion wurden dann die Waffen meistens aus japanischer Rot-Eiche gefertigt. Hierbei wurde das Holz über einem Feuer getrocknet, dadurch wurde es widerstandsfähiger und härter. In der traditionellen Verwendung war es eine Stange, die über die Schulter gelegt wurde, um Wasser oder andere Lasten (z.B.:Früchte) zu tragen. Es gab hier zwei Möglichkeiten, entweder er wurde von einen Träger benutzt, der jeweils die Last auf beide Enden verteilte und den Stock dann waagerecht und mittig über die Schulter legte. Bei schwererer Last wurde er von zwei Trägern verwendet. Diese legten sich waagerecht den Stock auf die Schultern und in der Mitte wurde dann die Last aufgehängt. Diese Verwendungsform schloss natürlich das Tränken mit Öl aus. Auch die Verjüngung zu den Enden hin erscheint fragwürdig als Trageinstrument. Er wurde aber auch als Wanderstab verwendet oder als Bootsstange, zum Abstoßen und Antreiben kleiner Boote. Hier würde Öl Sinn ergeben. Das Zuspitzen der Enden im Bootsbetrieb jedoch nicht, weil die Stange dann im Boden schneller versinken würde. Vermutlich legte der Besitzer die für sich gültige Form fest; es ist also davon auszugehen, dass es keine standardisierte Form des Bo an sich gibt.

Die Hauptwaffe des Okinawa-Kobudō ist zweifellos der Bo. Das System dieser Stockwaffe wird als Bojutsu oder auch Konpo bezeichnet und es wird von Historikern behauptet, es gäbe mehr Stile des Bojutsu (über 300) als Karate-Stile. Ob das so ist, kannn hier nicht verifiziert werden.  Der okinawanische Stock jedoch ist mit größter Wahrscheinlichkeit die älteste Waffe Okinawas. Man nimmt an, dass nach Ankunft der "36 Familien" (Kumemura und Okinawa, ca. 1392) sich auf den Ryukyu eine eigenständige Waffenkunst mit dem Bo (Boho) entwickelt hat und ständig verfeinert wurde. Der bei Tanzvorführungen (Odori) benutzte Stock wurde, Meikatobo genannt, den Kampfstock nannte man Oisangu. Besonders durch die Besetzung Okinawas durch den Satsuma-Clan wurde der Bo zu einer der wichtigsten Waffen für die Selbstverteidigung der Inselbewohner. Die japanischen Stock-Systeme unterscheiden sich im großen Maße in ihrer Handhabung (z.B.: Jodo) gegenüber den okinawanischen. Der Bo wird in verschiedenen Handschriften erwähnt: z.B.: im chinesischen Bubishi wird er im Kapitel Shaolin Konpo (die Anwendung des Shaolin-Stabes) beschrieben, in der chinesischen Schrift Kikoshinko wird folgendes erwähnt:

 

"Den Bo zu gebrauchen ist wie Die vier Bücher und Die sechs Theorien zu lesen" was bedeutet, dass die Kunst des Bo vielschichtig ist.

 

Der Vorteil des Bo ist vor allem die Überbrückung großer Distanzen. Am Anfang wird die Waffe in den einzelnen Dritteln gehalten, später sollte ein flexiblere Griffhaltung entwickelt werden um die volle Verwendung der Distanzen auszunützen. In der Hand eines Experten wird der Bo zu einer fürchterlichen Waffe, vor allem durch die große Wirkung, die durch eine Schlagtechnik mit dem Bo erzielt werden kann. In einem engen Raum ist er jedoch nur bedingt einsetzbar. Der Bo erfordert wegen seiner großen Kräfte einen stabilen Stand und einen festen Körper. Außerdem entwickelt der Umgang mit dieser Waffe einen kräftigen Oberkörper. Die Techniken des Bo erstrecken sich über Block-, Schlag-, Stoß- und Schwungtechniken, es sind aber auch Fegetechniken, Wurf-, und Würgetechniken möglich.

 

Der Bo als natürlichste und einfachste Waffe war wahrscheinlich die wohl erste Waffe überhaupt, seit Hominiden zu Knüppeln griffen.