Das Mysterium tsuba

tsuba. Der, die , das tsuba. "Das" Stichblatt" bei Klingenwaffen. Ganz profan als Handschutz ("Handguard") proklamiert. Doch ist das alles?
Nein.

Zunächst waren tsuba unauffällig, massiv und geschlossen. Nicht wie etwa die Fechtkörbe bei Degen, Rapir und Florett. Es war einfach, es war pragmatisch, es war schlicht. Doch dann kam der Mensch. Er verband tsuba, fuchi, kashira und menuki zu "Themen".  Im Laufe der Zeit wurden die koshirae (Schwertmontierungen) individualisiert. Zu Beginn der Edo-Zeit wurden sie prunkvoll und angeberisch. Wer etwas auf sich hielt (Egal ob von Adel oder nicht), hatte "Blingbling" am Schwert. Das kann man mögen. Muss man aber nicht!

Die tsuba hat sich im Laufe der Zeit zu einer eigenen Kunstform entwickelt. UND... sie polarisiert. Ich für meinen Teil finde den handwerklichen Teil dieser Arbeiten nicht nur bemerkenswert, sondern geradzu herausragend! Hier ein paar Beispiele. Herkunft der tsuba ist, wenn  nicht explizit anders geschrieben, immer Thomas Purwin vom AMTV Hamburg.


Aizen Myō-ō - Fudō Myō-ō 不動明王

 

Fudō bedeutet wörtlich „unbeweglich“ (der Glaube ist unveränderlich). Er ist der Schutzpatron der Menschen. Fudō wandelt Wut in Erlösung um; hat ein wütendes, grimmiges Gesicht, als Fudō versucht, die Menschen einzuschüchtern, damit sie die Lehren von Dainichi Buddha annehmen; trägt „Kurikara“, das Schwert, das den Teufel bezwingt, in der rechten Hand (was Weisheit darstellt, die Unwissenheit durchbricht) und hält ein Seil in der linken Hand (um Dämonen zu fangen und zu fesseln). Fudo hat oft das dritte Auge auf der Stirn (alles sehend); oft auf einem Felsen sitzend oder stehend (weil Fudō in seinem Glauben „unbeweglich“ ist). Außerdem ist Fudōs linkes Auge oft geschlossen und die Zähne beißen in die Oberlippe; Alternativ wird Fudō mit zwei Reißzähnen dargestellt, von denen einer nach oben und der andere nach unten zeigt. Die Aureole von Fudō sind typischerweise die Feuerflammen, die nach buddhistischer Überlieferung die Reinigung des Geistes durch das Verbrennen aller materiellen Wünsche darstellen. Myō-ō ist der japanische Begriff für Sanskrit „Vidyaraja“, eine Gruppe kriegerischer und zorniger Gottheiten, die auf Englisch als Mantra Kings, Wisdom Kings oder Knowledge Kings bekannt sind. Myō-ō-Statuen wirken wild und bedrohlich, mit bedrohlichen Haltungen und Gesichtern, die das Böse bezwingen und Ungläubige einschüchtern sollen, damit sie das buddhistische Gesetz akzeptieren. Sie repräsentieren die leuchtende Weisheit des Buddhismus, schützen die buddhistischen Lehren, beseitigen alle Hindernisse auf dem Weg zur Erleuchtung und zwingen das Böse zur Kapitulation.  

 

Es gibt zwei, vier oder sechs bewaffnete Inkarnationen von Rāgarāja (aizen myoo), aber die sechsarmige ist die häufigste. Diese sechs Arme tragen eine Glocke, die einen zur Bewusstheit ruft, ein Vajra, der Diamant, der Illusionen durchdringt, eine ungeöffnete Lotusblume, die die Macht der Unterwerfung darstellt, ein Pfeil und Bogen. und der letzte hält etwas, das wir nicht sehen können (Esoteriker nennen es „DAS“) Aizen myoo wird am häufigsten dargestellt, wie er im vollen Lotussitz auf einer Urne sitzt, aus der Juwelen ausgeworfen werden, um Wohltätigkeit bei der Erfüllung von Wünschen zu zeigen. Er wird als rothäutiger Mann mit furchterregendem Aussehen, einem vertikalen dritten Auge und flammendem, wildem Haar dargestellt, das Wut, Lust und Leidenschaft symbolisiert. 

Diese tsuba symbolisiert diese beiden Gottheiten mit all ihren Eigenschaften. Hergestellt wurde sie von Thomas Purwin (AMTV Hamburg) aus Kupfer. Echte Handarbeit. Ich bin sehr sehr beeindruckt von der meisterlichen Arbeit. Gestern hat er sie mir geschenkt. Ich weine. Er hat alle meine Schwächen, aber auch alle meine Stärken erkannt.


 

 

Die Wisterie (Japanischer Blauregen)

 

Die Idee zu diesem Motiv kam auf, als das jährliche Japan-Fest in "Planten und Blomen" abgehalten wurde. Wie im Bild links unten zu sehen, ist das eine eindrucksvolle Pracht, die den Betrachter beinahe erschlägt. Somit symbolisiert die Wisterie Wucht, Präsenz und Übermacht, gleichwohl aber auch die Essenz des Seins, denn wie alle Dinge auf der Welt sind wir Regeln unterworfen. Die Wisterie strebt somit dem Boden (der Bodenständigkeit) entgegen und möchte sich nicht den universellen Kräften entgegenstellen. All dies sind Eigenschaften, die sich in dieser tsuba eindrucksvoll wiederfinden.

 

 


Hoso kusa tsuba "Feines Gras"


Das Feuerpferd - (East meets West 2.0)

 

Manchmal fragt man sich: Was schenke ich einer besonders lieben und wertvollen Person zum Geburtstag? Was schenkt man jemandem, wer glücklich ist, der reich ist (das ist nicht monetär gemeint!) und es verdient, etwas Besonderes zu bekommen? Eine schwierige Frage.

Meine Antwort war, aufgrund der Erfahrungen, es muss etwas persönliches sein. Etwas individuelles. Etwas Handgemachtes. Etwas, das es nur ein einziges Mal im Universum gibt. Wir berieten uns und kamen auf die Idee der personalisierten tsuba. Die beschenkte Person (um sie geht es hier) ist in der westlichen Welt Wassermann. In der asiatischen Welt ist die ein Pferd mit dem Element Feuer. Thomas hat all diese Dinge wundervoll ich eine tsuba verarbeitet und das Ergebnis ist wahrlich außergewöhnlich.


tsuba Fischer Familienwappen Purwin


Schmetterling


Kyokushin tsuba,

montiert am shin-ken:  氷の心 , Kōri no shinzō (Das Herz aus Eis)

 

Kyokushinkai ist ein Karate Stil von Masutatsu Oyama. Die Bedeutung ist: Die letzte (ultimative) Wahrheit. Dieser Stil hat ein eigenes Logo oder Mon. Das Symbol des Kyokushinkai ist das Kanku-Zeichen. Es ist abgeleitet von der Kanku-Kata (Kanku: "In den Himmel blicken"). In dieser Kata werden die Hände hochgehoben. Daumen und Zeigefinger von linker und rechter Hand bilden dabei einen Kreis, durch den der Himmel betrachtet wird. Die feinen Spitzen bilden die Finger. Sie symbolisieren Endgültigkeit oder den Höchststand. Der Mittelpunkt versinnbildlicht Unendlichkeit, bzw. unendliche Tiefe. Das Kanku Zeichen wird von einem Kreis umschlossen. Er stellt Kontinuität und Kreisbewegung dar. Kyokushin - Karate gehört zu den Vollkontakt-Karate Stilen. Die volle Bedeutung eröffnet sich einem erst nach vielen Jahren beständigen Übens. Der Weg lädt einen ein, seinen Körper und seinen Geist stetig zu trainieren, um sich im Laufe der Zeit zu vervollkommnen. Soll heißen, das die Kunst des Karate nicht nur aus der Perfektionierung verschiedenster Techniken besteht, die mit dem Körper ausgeführt werden. Vielmehr liegt der höhere Zweck der Übungen darin, durch die körperliche Anstrengung auch die Persönlichkeit weiter zu entwickeln, den Charakter zu formen und zu festigen, ganz im Sinne des Iaidō-Curriculums.

Die frühen Muromachi tsuba waren eher geschlossen, aus Eisen und mit Motiv-Intarsien sehr sparsam ausgestattet. Damals lag die Funktion noch vor der Optik. Die Eisherz-tsuba allerdings ist bewusst sehr offen gehalten. Es soll symbolisieren: Ich habe keine Furcht!


Usagi tsuba - (East meets West 1.0)

 

Manchmal fragt man sich: Was schenke ich einer besonders lieben und wertvollen Person zum Geburtstag? Was schenkt man jemandem, wer glücklich ist, der reich ist (das ist nicht monetär gemeint!) und es verdient, etwas Besonderes zu bekommen? Eine schwierige Frage.

Meine Antwort war, aufgrund der Erfahrungen, es muss etwas Persönliches sein. Etwas Individuelles. Etwas Handgemachtes. Etwas, das es nur ein einziges Mal im Universum gibt.
Die tsuba wurde von Thomas zu einem Geburtstag gefertigt und verbindet die fernöstliche Welt, hier das Geburtstier, Hase (Usagi) mit der weltlichen Welt, dem Sternbild des Skorpions.

 


Daisho

 

Samurai trugen immer zwei Schwerter. Ein Katana und ein Wakizashi, also ein "großes" und ein "kleines" Schwert. Betrat ein Samurai das Haus eines Höhergestellten, Vorgesetzten oder einer wichtigen Persönlichkewit, musste er sein katana abgeben. Es war den Samurai aber gleichwohl nicht zuzumuten, unbewaffnet zu bleiben, daher durften sie das wakizashi im Haus weiterhin tragen. Diese Kombination "daisho" bedeutet nciht weniger als: Klein und Groß.

 

Die "tonbo" oder "tombo", die Libelle (トンボ), ist unter den Samurai ein weit verbreitetes Symbol. Sie gilt als ein ehrenvolles Symbol der Samurai und war Sinnbild für den Mut der Krieger und die Einstellung, niemals aufzugeben. Libellen fliegen immer vorwärts, niemals rückwärts, das ist der Symbolismus für den Mut, nach vorn zu drängen. Ihre schnellen, zackigen Flugbewegungen zeigen den Samurai (und heutzutage den Schwert-Übenden), wie man schneiden soll. Mutig, entschlossen und kompromisslos.

 

Ein historischer Name Japans war “Akitsu shima” was soviel bedeutet wie “ Insel der Libellen”.

In Japan gehören Libellen zur Kultur des Landes und sie tauchen oft in Kunst und Literatur, besonders in Haiku-Gedichten auf.Sie sind ein Symbol für Mut, Stärke und Glück und waren auch für die Samurai ein wichtiges Zeichen auf deren Kimonos und Schwertern.Auch heute verwenden viele Firmen Libellen in ihrem Logo und auf ihren Produkten wie Geschirr, Kleidung und Schreibwaren. In der Landwirtschaft sind die Libellen untrennbar mit den Reisfeldern verknüpft. Die Larven leben in dem stehenden Wasser und es gilt je mehr Libellen, desto besser die Reisernte. Für die Bauern war die Libelle früher die Seele der Reispflanze.


Tsuba: Maru ni umeboshi (Fünf Pflaumen in einer Schale)

 

Diese tsuba ziert ein Familienwappen: Fünf Pflaumen in einer Schale. Der Ring besteht aus Kupfer. Alles ist per Hand ausgesägt worden. Es waren viele Stunden Arbeit und viele Sägeblättchen erforderlich, um dieses meisterliche Stück zu fertigen.


Bambus tsuba


Sakura


tsuba