Iaidō  居合道

die kunst, das Schwert zu ziehen


Willkommen bei Zanshin Kai Osnabrück e.V.,
Verein zur Förderung traditioneller, japanischer Kampfkünste

 

Unser Verein ist im März 2023 gegründet worden und betreibt zurzeit zunächst Iaidō, traditionellen, japanischen Schwertkampf. Iaidō ist die Kunst, das Schwert zu ziehen; aber das allein reicht natürlich nicht aus. Es ist eine Disziplin, die es dem Praktizierenden ermöglicht,

sich gegen imaginäre oder tatsächliche Gegner zu verteidigen. Im Gegensatz zu anderen Schwertkünsten betont Iaidō die Beherrschung des Schwertes bereits, wenn es noch in der

Saya (Schwertscheide) steckt. Ziel ist es, den Gegner besiegt zu haben, bevor er seine eigene Waffe ziehen kann.

Iaidō-Übungen bestehen aus einer Reihe von Bewegungen, die eine Bedrohung durch einen oder mehrere imaginäre Gegner simulieren. Die Übungen beinhalten in der Regel das Ziehen des Schwertes aus der Saya, das Abwehren von Angriffen, das Schneiden des Gegners und das Zurückstecken des Schwertes in die Scheide. Während des Trainings konzentrieren sich die Iaidō-Praktizierenden auf Körperhaltung, Atmung und Konzentration, um ihre Technik und ihre Fähigkeiten zu verbessern. Iaidō ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern auch eine Philosophie. Es betont die Bedeutung von Selbstbeherrschung und Bewusstsein, sowie von Respekt und Ehrlichkeit. In der japanischen Kultur wird Iaidō oft als eine Möglichkeit angesehen, Selbstverbesserung und Selbstvervollkommnung zu erreichen, womit es ebenfalls eine Charakterschule ist.

 

 

 

Furuichi Norio Sensei

8. Dan Iaidō Kyoshi (教士)

7. Dan Kendō Kyoshi (教士)

7. Dan Battō

6. Dan Tankendō

6. Dan Jukendō

3. Dan Jōdō

Präsident von Shōshikai Budō Juku

Master des Iaidō Tokai Universitäts- Teams

 

 

Geboren am 28. Oktober 1951 in der Stadt Tanagura, Präfektur Fukushima, im Nordosten von Honshu, der Hauptinsel Japans. 1963 beginnt er Iaidō und Kendō zu trainieren unter der Anleitung von One Ichiro Sensei, 8. Dan Hanshi, Präfektur Ibaraki. Er übte dort bis zu seinem Universitätsabschluss März 1974. Furuichi Sensei begann im April 1975, Iaido an der Tokai-Universität in Kanagawa zu unterrichten. Furuichi Sensei unterrichtet bis zum heutigen Tage dort. Zwischen 1977 und 1979 folgt Furuichi Sensei Izawa Zensaku Sensei, 8. Dan Hanshi in der Präfektur Kanagawa. 1979 verstarb Zensaku Sensei. 1989 gründet Furuichi Sensei in Kanagawa das  Shōshikai Budō Juku, wo er bis heute unterrichtet. Das japanische Außenministerium entsandte Norio Furuichi Sensei als "Botschafter der japanischen Kultur" in mehr als 20 Länder auf verschiedenen Kontinenten, um Kendō und Iaidō anderen Kulturen näher zu bringen. 

Norio Furuichi Sensei leitet regelmäßig Seminare in Italien, Deutschland, Polen, Singapur, Türkei und Belgien. Furuichi Sensei blickt auf eine beeindruckende Zahl an Schulen, die seiner Lehre folgen.

 

 

Entgegen der landläufigen Auffassung, dass "Schwertübungen" immer in wilden Manövern eskalieren, ist Iaidō ruhig, souverän und konzentriert. Unser Verein soll diese Geisteshaltung fördern. Iaidō gehört zu den Budō- Disziplinen, das bedeutet, Werte wie Bushidō und andere Kodizes der Samurai sind Fundamente der Übungen. Iaidō besteht aus drei Säulen: Keiko (Training), Shinza (Prüfung, beinhaltet Keiko) und Taikai (Wettkampf, beinhaltet Keiko und Shinza).  Im Gegensatz zu reinen SV-Systemen (MMA, Krav maga, Systema) kann man im Grunde nicht anders, als sich im Laufe der Zeit mit den Traditionen der Samurai oder der Geschichte Japans auseinanderzusetzen. Man kann unterscheiden in verschiedene Kategorien.
Eine, wie z.B. Judō oder Aikidō, lassen sich auf die Gründer (Kano, Jigoro und Ueshiba, Morihei) zurückführen. Sie gelten als relativ unverfälscht, was die traditionelle Linie betont und unterstützt. Das gilt im Übrigen auch für das traditionelle Karate Shitō Ryu Karate dō, das sich über Carlos Molina über Ken‘ei Mabuni bis zum Gründer Kenwa Mabuni zurückführen lässt. Molina Sensei vertritt die traditionelle Linie des Karatedō, das als Bausteine Kihon, Kata und Kumite sehen, ohne eines der Säulen hervorzuheben.

Eine andere Form der Überlieferung ist z.B. Kyokushinkai Karate. In den 70ern bereits als „hart“ verunglimpft, hat es sich nach dem Tode von Oyama Sosai zum reinen Vollkontaktsport verändert. Selbst ehemals traditionelle Stile wie Shotokan Karate unterliegen vehementen Veränderungen. Das mag besonders in Deutschland, daran liegen, dass es massenweise Schulen gibt. Jeder Sensei möchte dann und wann einen Fußabdruck im Sande der Geschichte hinterlassen, und so kommen kleine, individuelle Veränderungen ins Curriculum, die dann zementiert werden.

Beiden vorgenannten Richtungen ist gemein, dass sie Kontaktsportarten sind. Jetzt kommt Iaidō. Kaum oder keine physischen Gegner. Es wird behauptet, dass Iaidō eine „höhere“ Kampfkunst in Japan darstellt, was m.M. nach nicht richtig wiedergegeben wird. Iaidō ist „besonders“, wegen der Absenz eines physischen Gegners. Hierzu wird von Furuichi Sensei dringend Kendō als Ergänzung angeraten.

Die Nähe und Erbschaft von Iaidō und Kendō zum Erbe der Samurai in direktester Linie, führen in fast allen Fällen dazu, sich der Geschichte des Schwertes, der Samurai und der japanischen Kultur schnell zu nähern. Um zu verstehen. Um hinter den Vorhang zu schauen. Um die Tiefe auszuloten. In anderen Kampfkünsten kann man sich dazu durchaus Zeit lassen. Insbesondere, weil man z.B. Karate mit anderen Schwerpunkten versehen kann. Am Beispiel Karate kann man diesen Kampfsport / Kampfkunst

 

a) als reinen Wettkampfsport (Kumite, Kata), auch als Mannschaft, betreiben

b) als reines Trainingsvehikel für Fitness, Ausgleich oder Kondition

c) als "nur" Karate als traditionelle Form oder

d) als Teil der japanischen Kultur betreiben.

Die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Für reinen Wettkampfsport ist ist es vollkommen unerheblich, ob man weiß, wer Oyama Sosai, Mabuni Sōke oder Kano Sensei war. Hier zählt nur der Wettkampf und der damit verbundene Erfolg. Iaidō kann dem nicht gerecht werden, wenn man nicht eintaucht. Übt man nur Formen, Winkel oder einzelne Abschnitte, bleibt es kalt und leer. Hierzu ist es unerlässlich, auch Wissen zu vermitteln. Zanshin Kai Osnabrück e.V. hat sich entschlossen, Furuichi Norio Senseis Koryu zu folgen und seine Lehre bestmöglich zu vermitteln.

 


 

Iaido und ZNKR

 

 

 

Iaidō (jap. 居合道) ist der „Weg des Schwertziehens“ und gehört zum großen Bereich der japanischen Budō-Kampfkünste.

 

  • i bzw. iru steht für anwesend sein, körperlich wie geistig
  • ai bedeutet passen, übereinstimmen, in diesem Kontext so viel wie sofortige Aktion und Reaktion, wann immer notwendig
  • ist der Weg oder auch das Prinzip

 

Iaidō ist aus der Kampfkunst der alten Kriegerkaste Japans, der Samurai, entstanden. Sinn und Zweck des "Iaidō", des effektiven Ziehens des Schwertes ist, dass es bereits während des Ziehens für den Gegner als tödliche Bedrohung wahrgenommen werden soll. Die dargestellten "Formen" oder "Kata" sind aus verschiedenen Stilen überliefert. Historie:

 

Im Jahre 1952 wurde das Verbot der Kampfkünste nach dem 2. Weltkrieg aufgehoben. Unmittelbar danach wurde die AJKF (All Japan Kendo Federation), bzw. ZNKR (Zen Nippon Kendo Renmei) gegründet. Damit die Kendoka den Schwertkampf erlernen konnten, wurde von der AJKF ein Expertenkomitee geschaffen, um den Weg des Schwertes in gute Bahnen zu lenken. Das Komitee legte 1969 aus den Übungsformen der größten Schwertschulen ein Curriculum von 7 standardisierten Kata fest, die den Lehrplan des Zen Nippon Kendo Renmei, genannt „Seitei-Iaido“, abbilden sollten. Es wurden 7 Kata festgelegt, 1981 kamen 3 weitere Kata hinzu; diese wurden im Jahre 2000 durch weitere 2 Kata ergänzt.

 

Diese 12 Kata, kurz „Seitei“ (Beginn, Anfang) genannt, werden als offizielle ZNKR-Kata unterrichtet. Bedingungen und offizieller Lehrauftrag ergibt sich somit aus der aufsteigenden Folge der Mitgliedschaften. In Deutschland:


1. Deutscher Iaido-Bund DIAIB (Offizieller, amtlicher Vertreter der ZNKR)

 

2. Deutscher Kendo-Bund DKB

 

3. European Kendo Federation EKF (Offizieller, amtlicher Vertreter des ZNKR für Europa)

 

4. Zen Nippon Kendo Renmei (ZNKR) als oberste Vergabestelle der Iaido – Lehre.

 

Auf der Europameisterschaft 2018 in Zawiercie, Polen, wurde von den drei Vertretern des ZNKR

 

Junichi Kusama Sensei, 8. Dan Hanshi
Teruo Mitani Sensei, 8. Dan Hanshi
Masato Nakamura Sensei, 8. Dan Hanshi

 

im Namen der AJKF verkündet, dass „Seitei“-Iai nicht mehr von offiziell Lehrenden benutzt werden soll. Alle, die die Lehrerlaubnis innehaben, sollen fortan ZNKR-Iaido, Zenkenren-Iai oder Renmei-Iaido als offiziellen Wortlaut nutzen; auch, um sich von den vielen Schulen abzugrenzen, die keine Anbindung an die oberste Instanz der Iaido – Lehre als Vergabestelle  haben. Diese dürfen fortan zwar den Begriff „Seitei“ weiterführen, nicht jedoch ZNKR oder Renmei-Iai. Da die Kata beständig weiterentwickelt werden, bleiben Schulen ohne Anbindung an die japanische oberste Vergabestelle auf der Stelle; daher sollen diese den Begriff Seitei weiterführen.

 

Als Übungs - Basis dienen zunächst die 12 Kata des Zen Nihon Kendō Renmei, kurz: ZNKR-Kata. Diese 12 Kata dienen als gemeinsame Basis, ohne eine der alten Schulen zu bevorzugen oder wegzulassen. Sie sollen alltägliche Situationen zwischen Gegnern darstellen, um die entsprechende Antwort zu geben. Alles danach, Kampf, Zweikampf und dergleichen, unterliegt dem Kendō. Unser Sensei Norio Furuichi, 8. Dan Kyoshi, sagt immer: "Ihr braucht beides. Iaidō und Kendō bedingen einander!"

Eine Sonderstellung nehmen die so genannten "Koryu"-Schulen ein. Koryu bezeichnet den "alten" Stil oder die alte Schule, aus denen der ZNKR hervorgegangen ist. Diese Schulen bedienen keine ZNKR Kata, sondern lehren die Urformen und zwar ausschließlich die der eigenen Stilrichtung.

Historisch betrachtet hat laut der Überlieferung der Samurai Hayashizaki Jinsuke Shigenobu (1549–1621) die wahre Natur des Schwertkampfes erkannt. Er nannte seine Technik damals Battōjutsu (抜刀術) und gründete die Schule Hayashizaki Musō-Ryū. Einer seiner Schüler wurde später Lehrer der Tokugawa-Shōgune. Der Nachfolger in der siebten Generation dieser Übertragungslinie war Hasegawa Mondonosuke Eishin. Es wird gesagt, dass er der erste war, der das Schwert mit der Schneide nach oben im Obi trug. Mit dem 11. Großmeister kam es zu einer Spaltung in der Tradition, wobei Musō Jikiden Eishin Ryū dem einen Zweig (Tanimura-ha) folgt, und aus dem anderen (Shimomura-ha) später unter Nakayama Hakudo  Musō Shinden Ryū (夢想神伝流) entsteht. Battōjutsu gilt als die älteste Bezeichnung für Iaidō. Bereits das Ziehen des Schwertes und der erste Schnitt sollten laut der Lehre des Battōjutsu tödlich und kampfentscheidend sein. Das bedeutet, dass die mentale Stärke des Samurai auf eben diesen Augenblick konzentriert sein soll. Gemäß des Sprichwortes:

 

Ichi-go, ichi-e () : Nur dieser eine Augenblick

 

 

Später wurde aus Battōjutsu: Iaijutsu, (-jutsu ( – Technik, Methode) inhaltlich hat sich nichts verändert. Mitte der 1960er Jahre etablierte es sich, dass das "" in immer mehr Kampfkunst-Arten eingeführt wurde, um dem "jutsu", also der reinen Technik, die geistige Seite hinzuzufügen. Dō, also der "Weg" verband sich zu Iai-dō.

Iaidō und die Zen-Philosophie sind eng miteinander verwoben. Da man im Iaidō nicht gegen physische Gegner antritt, muss man sich seinen Gegner "denken". Dieser Aspekt ist ziemlich deutlich ausgeprägt, denn sowohl auf Wettkämpfen, als auch auf Prüfungen wird gerade am "Metsuke" sehr deutlich, ob man die Form ohne Seele darstellt, oder einen (un)echten Gegner vor Augen hat. Demzufolge ist Iaidō kein eigentlicher Sport, sondern zu einem großen Anteil auch eine Charakterschule. Man versucht seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. 

Das Ziel beim Iaidō ist, sich auf die exakte und sichere Ausführung der Kata zu konzentrieren und die Einheit von Körper, Geist und Schwert zu entwickeln (Ki-Ken-Tai-Ichi). Ursprünglich wurden vielfältige Formen geübt, um körperlich jeder Gefechtssituation gewachsen zu sein und angemessen zu reagieren. Es wird gelehrt, dass die Meisterschaft erreicht wäre, wenn man eine Situation beherrscht – ohne das Schwert zu ziehen. Das erfordert die Entwicklung einer starken Persönlichkeit durch langjährige Übung.